Alles Gute Beat Bättig!

Beat Bättig, Bereichsleiter Pflege und Behandlungstechnik, geht nach knapp 20 Jahren bei H+ Bildung in Pension. Zu seinem Abschied gibt es ein ausführliches Interview.

 

Stelle dich bitte kurz vor.

Mein Name ist Beat Bättig. Ich bin Mitarbeiter bei H+ Bildung seit mittlerweile knapp 20 Jahren. Wobei ich auch vor meiner Festanstellung als Dozent für H+ Bildung tätig war. Zusammengerechnet sind das ungefähr 25-26 Jahre.

 

Was hast du unterrichtet, bevor du fest angestellt wurdest?

Medizinaltechnik war ein Thema, dass ich häufig unterrichtet habe. Es gab damals ein Passerelle-Programm, um Pflegende mit dem Fähigkeitsausweis des Schweizerischen Roten Kreuzes (Fa SRK) auf das Diplom Niveau 1 zu überführen. Dazu gab es im Vorfeld diverse vorbereitende Seminare, welche die Teilnehmenden im Bereich der Krankheitslehre fit und anschlussfähig machte.

 

Wie bist du zum Dozentenjob gekommen?

Als ich im Triemli Spital in Zürich als Ausbildungsverantwortlicher gearbeitet habe, hatten wir eine Teilnehmerin dieses Passerelle-Programms im Team. Nach einer Betriebsbesichtigung der Gruppe wurde ich vom Programmverantwortlichen angefragt, ob ich an einem Dozentenjob interessiert wäre.

 

Wie kam es zum Wechsel zu H+ Bildung?

Zu dieser Zeit (1998-2001) war ich in der Hirslanden Klinik für Aus-, Fort- und Weiterbildung zuständig und hatte gleichzeitig die Funktion als Stellvertretender Pflegedienstleiter inne. Zu dieser Zeit wurde ich angefragt, ob ich nicht Vollzeit zu H+ Bildung wechseln wollen würde. Das war eine Zeit, als die Unternehmung einfach wachsen musste. Organisatorisch wurden Grenzen erreicht, die mit den bestehenden personellen Ressourcen nicht bewältigt werden konnten. Daraus ergab sich die Stelle als Bereichsleiter mit der Unterstützung durch eine neue Seminarorganisation.

 

Was hat dich über diese vielen Jahre bei H+ Bildung gehalten?

Das sind mehrere Faktoren. Wenn ich auf meine berufliche Vergangenheit zurückschaue, waren meine Interessen schon immer breit gefächert. Ich konnte mich nie auf eine Fachlichkeit festlegen und sagen «hier bleibe ich jetzt». Zudem möchte ich ungern gleiche Pfade erneut beschreiten. Ich schätze neue Herausforderungen und Projekte. Man könnte mich als «Projektmenschen» charakterisieren. Etwas von Grund auf neu aufbauen, quasi auf der grünen Wiese, das ist mein Ding. Mit der Übernahme des Weiterbildungsportfolios im Bereich Pflege und Behandlungstechnik war das gut möglich. Neue Lehrgänge entstehen zu lassen, teils in enger Kooperation mit Standesorganisationen und Branchenverbänden, das war mein Ding.
Ein weiterer Faktor waren die Menschen. Ich bin ein soziales Wesen, ich brauche Menschen. Ich muss mich wohl fühlen in meiner Umgebung, und wenn in einer Unternehmung die Mitarbeitenden mit Freude und Begeisterung mit mir zusammenarbeiten und am gleichen Strick ziehen, dann finde ich das grossartig.
Der letzte Faktor sind die Freiheiten, die ich in meiner Position hatte. Ich durfte meinen Job immer so ausführen, wie ich es für richtig hielt.

 

Wurde dir in deinem Job jemals langweilig?

Nein. Ich kann guten Gewissens sagen, dass es mir nie langweilig geworden ist.
Natürlich gab es auch mal schwere Situationen, das ist ja klar. Aber es gibt nicht einen einzigen Tag bei dem ich sagen könnte «hoffentlich wird bald Abend, ich mag nicht mehr hier sitzen». Das gab es in den 20 Jahren nie.

 

Welche Eigenschaften sind für einen Bereichsleiter Pflege wichtig?

Die zentrale Aufgabe von mir ist das Erstellen von neuen Bildungsangeboten. Das macht man nicht allein im stillen Kämmerchen, sondern in Zusammenarbeit mit Standesorganisationen aus der Praxis. Unser Credo «aus der Praxis, für die Praxis» ist in diesem Zusammenhang wegleitend. Das bedeutet, dass man mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenarbeiten können muss, unabhängig von ihrer Betroffenheit zum Thema. Und ich bin der Meinung, dass mir das sehr gut gelingt.

 

Wenn du H+ Bildung verlässt, was wirst du am meisten vermissen?

Das sind ganz klar die zwischenmenschlichen Begegnungen. Man verbringt an seinem Arbeitsplatz zwischen 8,5 und 9 Stunden des Tages. Das ist mehr physische Präsenz als man zu Hause hat. Meine Arbeitskolleginnen und -kollegen stehen mir nah, und die werde ich auch ganz klar vermissen. Mein morgentlicher Kaffee mit der IT zum Beispiel wird mir sehr fehlen.

 

Gab es in deinen 20 Jahren eine besondere Herausforderung?

Das Passerelle-Programm zum DN1 haben wir in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Langzeitpflege geführt. Und es gab eine Zeit, da hatten wir eine Art Zielkonflikt. Der Berufsverband musste mit der Fort- und Weiterbildung Geld verdienen, um die defizitären Bereiche quersubventionieren zu können. Das führte dazu, dass wir regelmässig Preiserhöhungen für die gleiche Leistung gegenüber den Teilnehmenden rechtfertigen mussten. Damals musste nicht der Verband, sondern ich meinen Kopf für Diskussionen mit den Arbeitgebern, die die Weiterbildung in der Regel finanzierten, hinhalten. Ich musste im Interesse des Verbandes argumentieren, wobei ich selbst nur schwer dahinterstehen konnte. Schlussendlich hat das dazu geführt, dass die Zusammenarbeit beendet wurde.

 

Gab es ein besonderes Highlight in den 20 Jahren?

Das Entstehen der Fachweiterbildung Psychiatrie war ein besonderes Highlight für mich. Wir haben diesen Lehrgang in Kooperation mit der Standesorganisation der Führungspersonen des Psychiatrischen Bereichs auf den Weg gebracht. In einer kleinen Projektgruppe, mit vier Personen, haben wir dieses Projekt in überraschend kurzer Zeit zum Fliegen gebracht. Die Form der Zusammenarbeit, das Verständnis untereinander, der persönliche Groove, das war ein sehr schönes Erlebnis.

 

Hast du ein Leitmotiv?

Ich stamme aus der betrieblichen Bildung, dort liegt meine Expertise. Als Vertreter einer Organisation, die einen grossen Arbeitgeber-Bezug hat, vertrete ich die Interessen der Unternehmungen bei einer Lehrgangsentwicklung. Die Weiterbildung von Mitarbeitenden muss in der Praxis einen Nutzen haben. Es müssen Inhalte sein, die nicht nur schöngeistiger Art sind, die niemand nutzen kann. Sondern das was wir in einem Curriculum entwickeln, soll telquel in der Praxis nutzbar werden. Diese unmittelbare Orientierung am Theorie-Praxis Transfer ist für mich kennzeichnend für eine nachhaltige Weiterbildung mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis.

 

Was bringt deine Zukunft ohne H+ Bildung?

Ich habe viele Pläne. Ich bin vor Kurzem Grossvater geworden. Meine Frau und ich werden in Zukunft einen Tag pro Woche auf unser Enkelkind aufpassen. Dann werde ich auf freiwilliger Basis einmal in der Woche für den Verein Rollstuhltransport Region Brugg den Fahrdienst machen. Und mein ältester Sohn und ich betreiben eine kleine Brauerei, in welche ich gerne mehr Zeit investieren möchte.
Dann natürlich Reisen. Meine Frau und ich sind in der Vergangenheit viel gereist. Wir planen auch in den nächsten Jahren so weiterzumachen.
Es ist sicher so, dass ich H+ Bildung vermissen werde. Aber ich freue mich sehr darauf, frei über meine Zeit verfügen zu können.

 

Was wünschst du dir für das Gesundheitswesen?

Die zentrale Herausforderung, die uns in der Zukunft begleiten wird, ist der Fachkräftemangel. Ich bin froh, dass die Politik bei der Umsetzung der Pflegeinitiative endlich Investitionen in die Bildung lancieren will. Ich glaube es ist nötig. Jeder von uns ist im Laufe des Lebens irgendwann mal pflegebedürftig. Und es ist wünschenswert, dass die Pflegepersonen in den Institutionen kompetent sind. Das ist die grosse Herausforderung. Wir haben mittlerweile einen hohen Anteil an ungelernten Pflegekräften. Ein Lösungsansatz wäre, sich Gedanken zu machen über die Verteilung der Personalgruppen. Sprich wie viele Diplomierte sind im Verhältnis zu Fachpersonal und ungelerntem Personal sinnvoll? Gerade in der Langzeitpflege empfinde ich die Notwendigkeit der Fachlichkeit des Personals am wichtigsten. Das bereitet mir schon Sorgen.

 

Was wünschst du dir für H+ Bildung?

Ich glaube die Herausforderungen im Gesundheitswesen werden auch zu den Herausforderungen von H+ Bildung werden. Beispielsweise im Zusammenhang mit der Pflegeinitiative und den Finanzierungsbeiträgen vom Bund müsste es so sein, dass H+ Bildung «Part of the Game» ist. Unsere Rolle als verbandsnahe Institution ist, den Mitarbeitenden im Gesundheitswesen die Art und Tiefe von Qualifikation auf den Weg zu geben, die die Branche in Zukunft benötigt. Das setzt eine dauernde Auseinandersetzung mit bestehenden Bildungsangeboten voraus. Oder eben das Entstehen neuer Angebote. H+ Bildung als Bildungsunternehmen muss agil bleiben. Die Zeitspanne von Projektlancierung zur Freisetzung des Produkts (Time to Market) muss kurz sein, wir müssen schnell auf den Markt reagieren können. In der Fülle der Wettbewerber in unserer Branche müssen wir auch bei den Ersten sein, die Produkte anbieten. Oder Nischenprodukte lancieren, die andere nicht anbieten. Gerade die Kooperationen mit Verbänden gibt uns die einzigartige Positionierung auf dem Markt, wenn wir die Einzigen sind, die gewisse Produkte anbieten. Solche monopolistischen Angebote setzen für mich aber voraus, dass H+ Bildung den Grundsätzen von Produktequalität absolut treu bleibt.

 

Was möchtest du deinen Teilnehmenden, oder zukünftigen Teilnehmenden auf den Weg mitgeben?

Mein Schlusswort in der Fachweiterbildung Psychiatrie und in der Fachweiterbildung Langzeitpflege, zwei Lehrgänge, die sich fachlich an FaGe und FaBe richten, war jeweils folgendes: «Geht mit breiter Brust, stolz, zurück in eure Arbeitswelt. Zeigt euch. Zeigt, was ihr gelernt habt, was ihr neu zusätzlich könnt, im Vergleich zu eurer Grundausbildung. Zeigt euren Mehrwert, den ihr durch die Weiterbildung erworben habt, in der Praxis. Nur dann verändert sich etwas.»

Wir bedanken uns bei Beat für die Zusammenarbeit und wünschen ihm von Herzen alles Gute.

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